Stadtgeschichte Folgen Sie mir auf den geschichtlichen Spuren von Dinslaken Mittelalter Der Name Dinslaken erklaert sich aus den bis in die 1950er Jahre im Stadtgebiet vorhandenen Tuempeln, Laken. Im 12. Jahrhundert wurde Dinslaken in einem Grund- und Zinsbuch des Klosters Werden als „Lake juxta instincfeld“ (Lake bei Hiesfeld) erstmals urkundlich erwaehnt. Im selben Zeitraum wurde auch ein Kastell errichtet, welches 1420 zu einer Burg ausgebaut und in der Neuzeit als „Hexen“-Gefaengnis genutzt wurde. Bereits 1273 verlieh Graf Dietrich VII. von Kleve der Ortschaft Stadtrechte. Dinslakener Gewerbetreibende konzentrierten sich in dieser Zeit vor allem auf die Produktion und den Verkauf von Tuch und Leinen. Am 21. September 1412 stellte Graf Adolf II. von Kleve eine Urkunde aus, in der er der Stadt Dinslaken ein „Wollenamt“ (eine Tuchmachergilde) bewilligte. Vor 1433 entstand der Schwesternkonvent Marienkamp. 1478 erhielt Dinslaken Marktrechte und trat 1540 der Hanse bei. Waehrend des Achtzigjaehrigen Kriegs wurde die Dinslakener Burg 1627 durch nieder-laendische Truppen eingenommen und niedergebrannt, jedoch spaeter wiedererrichtet. Erst 1770 wurde der Turm der Burg durch Blitzschlag schwer beschaedigt und die Burg zum Sitz des Rentmeisters umfunktioniert. 1709 erwaehnte eine von Wesel ausgehenden Botenpost erstmals die Bezeichnung „Dinslaken“, ab 1712 bestand bereits eine regelmaessige Post-wagenverbindung von Duesseldorf ueber Dinslaken bis Wesel. 1753 wurde die Stadt Sitz eines collegialischen Landgerichts im Herzogtum Kleve. 1784 zaehlte Dinslaken 870 Einwohner. 19. Jahrhundert Als Dinslaken nach den Napoléonischen Kriegen 1816 zurueck an Preussen fiel, wurde der Kreis Dinslaken gegruendet und 1823 mit dem Landkreis Essen zum neu entstandenen Landkreis Duisburg zusammengefasst. Erst zum 1. April 1909 existierte wieder ein Landkreis Dinslaken, nachdem das Gebiet vom 8. Dezember 1873 zum Landkreis Muelheim an der Ruhr und vom 20. April 1887 zum Landkreis Ruhrort gehoert hatte. Waehrend der Maerzrevolution 1848 wurde zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung eine Buergergarde gebildet; am 4. Mai besuchte Prinz Wilhelm von Preussen (spaeter Kaiser Wilhelm I.) die Stadt. 1850 entstand im Zuge der Industrialisierung eine Leimfabrik, spaeter auch eine Zuendkerzenfabrik, 1873 eine Eisengiesserei. Die Dinslakener Burg wurde 1853 von der Familie de Fries erworben, die darin Landwirtschaft und eine Schnapsbrennerei etablierte. Die wirtschaftliche Bedeutung Dinslakens laesst sich vor allem am Ausbau der Infrastruktur erahnen. 1855 hatte Dinslaken 1752 Einwohner. Am 1. Juli 1856 wurde nach einer Bauzeit von nur zwei Jahren der Abschnitt Oberhausen–Dinslaken der Hollandstrecke durch die Coeln-Mindener Eisenbahngesellschaft in Betrieb genommen und in Folge dessen der Postkutschen-verkehr eingestellt. Durch den Ausbruch der Cholera 1866/1867 verringerte sich die Bevoelkerungszahl voruebergehend. 1871 lebten in Dinslaken 2147 Menschen. 1883 wurde das St.-Vinzenz-Hospital gegruendet, eine Feuerwache folgte 1890 ebenso wie die Ortsgruppe der SPD. Im selben Jahr bildete sich die Kolpingsfamilie als Gesellen- und Arbeiterverein. ueber das Jahr 1884 wurden erstmals mehr als 10.000 Tiere auf dem Dinslakener Viehmarkt dargeboten, der schon in den Jahren zuvor fuer wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt und Dinslaken zu einem Zentrum am Niederrhein gemacht hatte. 1896 wurde ein neues Amtsgericht fertiggestellt, welches spaeter auch als Rathaus genutzt werden sollte. Im selben Jahr begruendeten August und Josef Thyssen in Dinslaken eine oHG; im Jahr 1897 begann der Bau des Walzwerks „Deutscher Kaiser“. 1900–1929 1900 beschloss der Dinslakener Stadtrat den Bau eines Wasser– und eines Gaswerks sowie die Rueckerwerbung der Dinslakener Burg, waehrend die erste Strassenbahn Dinslakens den Betrieb aufnahm. Drei Jahre spaeter wurden die ersten Strassenlaternen aufgestellt; 1906 begann die bis 1912 andauernde Errichtung der Zeche „Lohberg“, wo erstmals 1909 Kohle gefoerdert werden konnte. Zum 1. April 1909 wurde erneut ein Landkreis Dinslaken eingerichtet. Im selben Jahr wurde die ehemalige Burganlage zum Kreishaus umgestaltet; bevor jedoch die ersten Arbeiten aufgenommen werden konnten, wurden Teile der Anlage bei einem Brand zerstoert. Der Viehmarkt gewann indes noch weiter an Bedeutung, so dass im selben Jahr 33.500 Tiere angeboten wurden. Bereits seit 1908 berichtete der „Dinslakener Generalanzeiger“ als erste Tageszeitung Dinslakens, 1910 wurde eine Volksbuecherei eingerichtet. 1913 zaehlte Dinslaken erstmals mehr als 10.000 Buergerinnen und Buerger. Im folgenden Jahr foerderte die Zeche Lohberg 27.000 Tonnen Kohle. Eine Strassenbahnlinie vom Bahnhof nach Lohberg ging in Betrieb (1914). Waehrend des Ersten Weltkrieges wurde die 1914 erbaute Viehhalle zum Kriegsgefangenenlager umfunktioniert und 1916 ein neuer Bahnhof in Betrieb genommen. 1917 verlieh der Stadtrat sowohl August Thyssen als auch Paul von Hindenburg die Ehrenbuergerschaft. Im selben Jahr wurde die bis dahin selbststaendige Gemeinde Hiesfeld nach Dinslaken eingemeindet. Zum Ende des Krieges trat 1918 ein Arbeiter- und Soldatenrat zusammen, der Stadtrat beschloss die Bildung einer Schutzwehr. Bei den Wahlen zur Nationalversammlung kam es 1919 insbesondere durch Konflikte mit kommunistischen Gruppen zu Unru-hen in Dinslaken, die mit der Erschiessung eines Arbeiters in Lohberg ihren tragischen Hoehepunkt fanden. Im folgenden Jahr besetzten aufstaendische Arbeiter und Soldaten unter dem Namen „Rote Armee“ die Stadt; der Betriebsdirektor der Zeche Lohberg fiel im selben Jahr einem Mordanschlag zum Opfer. Als das Ruhrgebiet am 11. Januar 1923 wegen rueckstaendiger Reparationszahlungen nach dem Versailler Vertrag von Frankreich und Belgien besetzt wurde, marschierten belgische Truppen auch in Dinslaken ein. Die Stadt, wirtschaftlich durch die aufkom-mende Inflation und Massenarbeitslosigkeit geschwaecht, begann im selben Jahr eigenes Geld zu drucken, kurz darauf wurde jedoch auch in Dinslaken die Rentenmark eingefuehrt. Die allgemeinen Unruhen, insbesondere in Lohberg, setzten sich jedoch fort, es kam zu politischen Morden, der Betrieb der Zeche Lohberg kam zum Erliegen. 1924 raeumten die belgischen Besatzer Dinslaken und die Kohlefoerderung in Lohberg wurde erneut aufgenommen. Noch im selben Jahr besuchte Konrad Adenauer die Stadt, die sich langsam von den Wirrungen der Vorjahre erholte. 1926 gingen die August-Thyssen-Huette und das Walzwerk Dinslaken in der neu gegruendeten „Vereinigte Stahlwerke AG“ auf. Zwei Jahre darauf entstand die Baugenossenschaft „Hausbau GmbH“. 1930 wurde eine weitere Strassenbahnlinie der Kreis Ruhrorter Strassenbahn AG nach Hiesfeld eingerichtet. Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg 1930 entstand eine Ortsgruppe der NSDAP, kurze Zeit spaeter organisierte sich die Hitlerjugend. Als Gegenbewegung entstand 1931 mit Unterstuetzung der KPD der „Kampfbund gegen den Faschismus“. 1933 trat der Stadtrat schliesslich unter Ausschluss der Fraktionsangehoerigen von KPD und SPD zusammen. Daraufhin begann die systematische Diskriminierung juedischer Mitbuer-ger, so wurde die juedische Bevoelkerung 1935 offiziell von den Viehmaerkten ausgeschlossen. 1938 wurden die Synagoge und das juedische Waisenhaus zerstoert, ebenso Geschaefte und Wohnhaeuser juedischer Buerger. Die juedische Schule wurde geschlos-sen. Der Verbleib und das Schicksal der 35 Dinslakener Waisenkinder, die am Morgen des 10. November 1938, einen Tag nach der Reichspogromnacht, vor den Augen zahlreich versammelter Dinslakener Buerger gemeinsam mit einem ihrer Lehrer und Erzieher aus der Stadt mit einem Leiterwagen, den die aeltesten der Kinder schieben mussten, ver- trieben wurden, ist bis heute groesstenteils ungeklaert. Ihr Leidensweg fuehrte ueber Koeln, Holland und Belgien. Man nimmt an, dass nur wenige der Kinder die Vertreibung ueberlebt haben. Juedische Maenner im Alter unter 60 Jahren viele von ihnen hochdeko-rierte Soldaten des Ersten Weltkrieges wurden von Dinslaken aus nach Sachsenhausen und Dachau deportiert. Das Waisenhausgebaeude wurde in den nachfolgenden Jahren durch die NSDAP genutzt heute erinnert an dieser Stelle ein Gedenkstein an die damaligen Ereignisse. An den so genannten Judenzug, den Zug der Kinder, erinnert zudem eine Skulptur des Dinslakener Kuenstlers Alfred Grimm in der Naehe des Dinslakener Rathauses. Von den ehemals etwa 250 juedischen Mitbuer-gern lebte 1942 niemand mehr in der Stadt. Zum Kriegsausbruch 1939 gab es in Dinslaken rund 7480 Wohnungen. Waehrend des Zweiten Weltkrieges wurden Teile der Kirchhellener Heide zur Anlage eines Feldflughafens enteignet; bereits 1940 wurde Dinslaken daraufhin Ziel alliierter Bombenangriffe. 1944 gehoerten diese beinahe zum Alltag und fanden im Juni ihren vorlaeufigen Hoehepunkt, als 130 Sprengbomben auf die Stadt fielen. Am 23. Maerz 1945 begannen alliierte Bomberstaffeln schliesslich Dinslaken „sturmreif“ zu schiessen. 511 Menschen, darunter auch 40 Zwangsarbeiter (Quelle: Stadtarchiv, 22. Maerz 2005) kamen dabei ums Leben. Insgesamt kamen in Dinslaken waehrend des Zweiten Weltkrieges 739 Zivilisten und 165 Zwangsarbeiter ums Leben. Dinslaken wurde zu mehr als 80 Prozent zerstoert. Am Morgen des 24. Maerz 1945 rueckten USamerikanische Truppen im Rahmen der Operation Plunder ueber den Rhein nach Dinslaken vor und konnten es schliesslich einnehmen. Bereits im April wurde im besetzten Dinslaken die Foerderung der Zeche Lohberg wieder aufgenommen. Im Mai zogen die US-amerikanischen Truppen ab. Dinslaken wurde Teil der britischen Besatzungszone. Gleichzeitig suchten erste Fluechtlinge aus den von sowjetischen Truppen besetzten Ostgebieten eine neue Heimat in Dinslaken. Nachkriegsgeschichte 1946 ernannte die Militaerregierung den neuen Kreistag. Zum 1. April trat nach britischem Vorbild eine neue Gemeindeordnung in Kraft, Mitte des Monats fanden die ersten freien und geheimen Kreistagswahlen statt. Landrat wurde Arnold Verhoeven. Im September konnten die Buerger Dinslakens erstmals einen neuen Stadtrat waehlen. Im Oktober wurde Wilhelm Lantermann zum Buergermeister gewaehlt. In Traegerschaft des Kreises Dinslaken wurde zudem eine Volkshochschule gegruendet. 1947 wurde das Bandeisenwalzwerk, ehemals das modernste und leistungsfaehigste Europas, demontiert, 1948 die Muellabfuhr modernisiert und die letzten Pferdefuhrwerke des staedtischen Fuhrparks endgueltig durch LKW ersetzt. Im selben Jahr wurde die Emscher in ein neues Flussbett am suedwestlichen Stadtrand umgeleitet. Zeitgleich begann der Austausch der bisherigen Gas-Strassenlaternen durch elektrische Laternen, waehrend der Wiederaufbau der Stadt nach den Zerstoerungen des Kriegsvoran- getrieben wurde.1950 zaehlte Dinslaken 32.651 Einwohner als Ergebnis einer Volks-, Berufs-, Wohnungs- und Arbeitsstaettenzaehlung. Der Gross-viehmarkt, vor wenigen Jahrzehnten noch wirtschaftliches Standbein der Stadt, wurde im selben Jahr aus Rentabilitaets-gruenden eingestellt. 1954 wurde mit der Trabrennbahn am Baerenkamp die heute einzige Halbmeilenbahn Deutschlands eroeffnet und 1959 Heinrich Luebke als Bundestagsabgeordneter des Kreises Dinslaken zum Bundespraesidenten gewaehlt. Nachdem schon 1955 Banater Schwaben und Kroatiendeutsche im Ortsteil Hiesfeld angesiedelt worden waren, wurden 1960 vor allem italienische Gastarbeiter fuer den Bergbau und die Industrie umworben, spaeter auch Griechen, Koreaner und Tuerken. 1961 betrug die Einwohnerzahl noch 45.486, 1969 bereits 55.300. Ab 1971 sorgten Aussiedler aus Polen fuer weiteren Bevoel-kerungszuwachs. 1973 starb Wilhelm Lantermann nach 26 Jahren Amtszeit als Buergermeister, sein Nachfolger wurde Karl Heinz Klingen. Im selben Jahr feierte Dinslaken sein 700jaehriges Stadtjubilaeum. 1975 wird der Kreis Dinslaken im Zuge des 2. Neugliederungsprogramms mit Teilen der Kreise Moers und Rees zum neuen Kreis Wesel vereinigt. Dabei verliert Dinslaken den Sitz des Kreises. 1978 ueberschreitet Dinslaken die 60.000 Einwohner-Marke. Zum Gedenken an die einstige juedische Gemeinde Dinslakens und die geflohenen oder deportierten juedischen Mitbuerger wurden 1981 Gedenkplatten aufgestellt, die an das ehemalige Waisenhaus und an die zerstoerte Synagoge erinnern. Seit 1993 soll zudem ein Mahnmal des Huenxer Kuenstlers Alfred Grimm an die ehemals bestehende juedische Gemeinde erinnern. Mehr als 30 juedische Gaeste aus aller Welt, ueberwiegend ehemalige Dinslakener Buerger, wurden zur Enthuellung des Mahnmals durch die Stadt zu einem einwoechigen Besuch eingeladen. 1991 kam Dinslaken ueberregional in die Schlagzeilen. Im Mai versickerten rund 270.000 Liter Benzin aus einer gebrochenen Pipeline an der Bundesautobahn 3 ins Erdreich. In Hiesfeld wurde kurz darauf vermutlich aufgrund des Bergbaus eine Gasleitung beschaedigt, das Leck jedoch rechtzeitig entdeckt und versiegelt. Bergarbeiter der Zeche Lohberg traten aus Protest gegen die Kohlepolitik der Bundesregierung 1000 Meter unter Tage in einen Hungerstreik, der bald auch in weiteren Zechen der Region ausgerufen wurde. Im Jahr 1996 brannten ueber 100 Tage Mahnfeuer, da die Kumpel der Zeche Lohberg-Osterfeld ihre Arbeitsplaetze durch die restriktive Kohlepolitik gefaehrdet sahen. 1997 ueberschritt Dinslaken die Marke von 70.000 Einwohnern. Ende des Jahres 2005 wurde die Zeche Lohberg-Osterfeld geschlossen. Mit der Reihe „Local Heroes“ machte Dinslaken als erste Teilnehmerkommune des Kulturhauptstadtjahres im Januar 2010 den Programmauftakt zur europaeischen Kulturhauptstadt Ruhr 2010.
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